Trainer werden- aber wie ?

Es ist 4:30 Uhr an einem Montagmorgen. Eine Zeit, bei der es den meisten Leuten schaudert. Doch es ist Zeit aufzustehen, denn der Zug nach Hannover fährt bereits in einer Stunde. Auf dem Weg zum Bahnhof ist es kalt und dunkel, ganz Delmenhorst schläft noch und man sieht nur vereinzelt ein paar Autos die Straße herunterfahren. Endlich am Bahnhof angekommen, geht es direkt in den ICE, der nach einem kurzen Nickerchen auch schon in Hannover hält. Doch hier ist die Reise noch nicht vorbei, noch ein wenig Straßenbahn fahren und in einen Bus umsteigen und schließlich ist es so weit und man ist beim Hockeyverein „Hannover 78“ angekommen.                                                                                                                                   Doch was sollte man an einem Montag um mittlerweile 8 Uhr bei einem Hockeyclub in Hannover wollen? Es ist einfacher als gedacht, die nächsten fünf Tage findet dort ein Trainer Seminar für Hockeytrainer statt, bei dem man den C-Trainerschein oder auch sogar den C2-Trainerschein absolvieren kann, je nachdem wie weit man schon fortgeschritten ist. Für mich werden die nächsten fünf Tage zwar sehr anstrengend werden, dennoch wird so viel Wissen vermittelt, dass es sich am Ende doch lohnt.                                                                                                                                               Oder etwa nicht?

Man würde erwarten, viel über die Arbeit mit Kindern zu erfahren, da sich das Seminar eher an Trainer richtet, die Jugendmannschaften oder auch noch jüngere Mannschaften von 8- bis 10-Jährigen trainieren. Vielleicht ist auch der Wunsch da, noch ein paar ausgefeiltere Trainingsprinzipien oder auch einfach neue Übungen kennenzulernen, die einem helfen, das Training für die jungen Hockeyspieler und Hockeyspielerinnen attraktiver und spielerischer zu gestalten. Doch es würde noch vielfältiger und interessanter werden, als man schlussendlich gedacht hat. Also Montag 8 Uhr vor einem fremden Vereinsheim. Langsam kommen immer mehr Menschen, die das gleiche Ziel anstrebten, am Ende mit einer Lizenz oder einer Bescheinigung vom Trainingsgelände zu gehen. Um eine offizielle Trainer-C-Lizenz zu erhalten, muss man zuerst den C-Kurs machen und anschließend noch den C2-Kurs besuchen. Nach dem C-Lehrgang erhält man lediglich eine Teilnahmebestätigung, die einem allerdings auch schon weiterhilft.                                                                                                                                                                Der Lehrgangsleiter Adrian Kock ist leitender Landestrainer des NHV, also des niedersächsischen Hockeyverbands. Er hat schon ganze zehn Jahre Erfahrung als Trainer und hat von unter 8-jährigen Kindern bis zu Herren und Damen alles trainiert und bildet nun die niedersächsischen Nationalnachwuchsspieler aus. Zudem koordiniert er auch das Trainerteam rund um den NHV.

Am ersten Tag geht es zuerst einmal mit den grundlegenden Planungen eines Trainings los und es wird bis ins kleinste Detail beschrieben und erklärt, wie man ein Training strukturiert und aufbaut. Dabei lernt man natürlich auch die anderen Kursteilnehmer kennen, die aus ganz Niedersachsen angereist sind. Dabei gibt es eine Altersspanne von 14 bis 32 Jahren in dem C-Kurs als auch im C2-Kurs. Hildesheimer, Braunschweiger, Hannoveraner und natürlich auch Delmenhorster sind vertreten. Doch auch einige außerhalb von Niedersachsen nehmen an dem Seminar teil. Einen großen Unterschied macht das Ganze nicht, nur der Verein muss den Lehrgang dann selbst bezahlen, was sonst eigentlich der NHV übernommen hätte.                                                                                                                                                                         Nach der ersten Theorieeinheit gibt es nach fast acht Stunden auf den Beinen endlich Mittagessen in der Gaststätte beim Hannover 78: Spaghetti mit Bolognese-Soße. Nachdem die beiden Kurse gestärkt sind, geht es für den C-Kurs auf den Hockeyplatz. Es werden ein paar Praxisübungen zum Thema Ballführung und Ballabgabe gemacht, welche die beiden wichtigsten Themenfelder, wenn es darum geht, Kinder auszubilden, welche gerade erst angefangen haben, Hockey zu spielen, darstellen.                                                                                                                                                                   Im Vergleich zum Theorieunterricht, wo es lediglich um das Zuhören von Inhalten ging, bringt die Praxiseinheit wieder frischen Wind in den Kurs und alle sind wieder etwas wacher und können sich auch besser konzentrieren. Am Abend gibt es schließlich noch eine Theorieeinheit zum Thema langfristiger Trainingsprozess und nach dem Themenblock endet der erste aufregende Tag. Schließlich geht es in die Jugendherberge, um den verdienten Schlaf zu bekommen.

Der zweite Tag ist etwas entspannter, die Lehrgangsteilnehmer sind einem schon bekannt und es kann diesmal bis 7:30 Uhr geschlafen werden anstatt bis 4:30 Uhr. Erster Punkt auf der Agenda ist die Vermittlung von Trainingsinhalten und einzelnen Techniken. Denn es ist nicht so einfach, kleineren Kindern Dinge beizubringen, weil sie, wie Adrian Kock erzählt, motorisch noch nicht auf dem Level eines Erwachsenen sind. Deshalb bekommen sie auch Dinge, die normalerweise selbstverständlich sind, wie den Schläger richtig zu halten und einen Ball normal zu stoppen, nicht richtig hin. Das hat den Grund, dass sie sich schlecht auf mehrere Sachen gleichzeitig konzentrieren können. Also muss ein Trainer einem Kind mit Worten erklären können, mit welchen Details die Technik womöglich besser funktioniert, was gar nicht so einfach ist.                                                                                                                                                                               Doch beim Trainerlehrgang dreht es sich nicht wie erwartet nur um Hockey, sondern auch darum die unterschiedlichen Altersgruppen der Trainingsgruppen zu analysieren. Das heißt, dass man schaut, wie wichtig Hockey für die Kinder und Erwachsenen ist. Kinder haben meistens mehr Zeit sich auf einen Sport zu konzentrieren als Erwachsene, da sie bei weitem nicht so viele Pflichten haben und sich auch meistens mehr in einen Sport hineinsteigern, weil Kinder häufig im jungen Alter sehr ehrgeizig sind.                                                                                                                                                                              Erwachsene hingegen haben noch eine Karriere, um die sich gekümmert werden muss und eventuell auch eine eigene Familie, die nicht vernachlässigt werden sollte. Daraus kann man dann wieder herleiten, wie man die Trainingseinheiten planen sollte. Kinder sollten sich bei einem Training zum Beispiel richtig auspowern können, wohingegen Erwachsene eher taktisch mehr dazulernen sollten. Hier spiegelt sich auch der langfristige Trainingsprozess wider. Wenn ein Kind mit 8 Jahren anfängt und es spielt, bis es erwachsen ist, sollte es von Taktik bis Technik und motorischem Können alles gelernt haben.                                                                                                                                                                           Ein ganz anderes Thema, womit man vielleicht auch gar nicht rechnet, ist das Thema Doping. Wussten Sie beispielsweise, dass Fleisch aus der falschen Haltung einen positiven Doping-Test verursachen kann? Auch manche Proteinpulver oder Nahrungsergänzungsmittel können den Sportler bei einem positiven Doping-Test für 3-4 Jahre vom Hockeyspielen sperren. Über solche Dinge sollte ein Trainer ebenfalls in Kenntnis gesetzt werden. Auch wenn dies normalerweise nur im Erwachsenenbereich hin und wieder vorkommt, ist es wichtig, den Spielern schon früh klarzumachen, was in Ordnung ist und was nicht. Besonders vor dem Hintergrund, wenn man irgendwann auf Leistungsniveau spielen möchte. Die Tage verstreichen und man lernt immer wieder neue Dinge dazu. Und das nicht nur für den Umgang mit Kindern oder wie man ein Training noch besser gestalten kann. Auch selbst lernt man teilweise noch ein paar Kniffe und Spielzüge, die man in seinem eigenen Hockeyspiel einbringen kann und die einem weiterhelfen.

Nun ist es aber so weit, der letzte Tag steht an. Der Prüfungstag. Die Nervosität liegt in der Luft und obwohl alle gut vorbereitet sind, ist es für alle eine wirkliche Prüfung. Um die Kurse zu bestehen, muss jeder Teilnehmer eine Trainingseinheit planen und mit den anderen Kursteilnehmern einzelne Übungen aus dem Training dem Prüfer vorstellen, welcher dann beurteilt, ob die Übungen angemessen sind oder eben nicht. Nach ungefähr drei Stunden haben alle ihre Prüfung absolviert und bestanden. Ab diesem Moment kann sich jeder von ihnen als geprüfter Hockeytrainer ausgeben und weiterhin in seinem Verein Training geben. Nur dies jetzt nochmal besser und effektiver als zuvor.

Verfasst von Julian Steineker (Jg.12)

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