„Der gestiefelte Kater“ im Katzentempel

Ein leises Klingeln und die Tür schließt sich. Vorsichtig, dass sie nicht entwischen und sich durch den Eingang schleichen. Die Welt draußen ist gefährlich, aber wie gefährlich ist es hier drin, in einem Raum mit mehreren Raubtieren!? Sie lecken sich schon die Mäuler! Beobachten dich bei jedem Schritt, den du in ihr Revier setzt! Und zack: bist du mit ihnen gefangen…!

Angst zu haben wäre jedoch nicht ganz angebracht aus ihrer Sicht. Sie warten auf dich, jedoch mit einer Erwartung: Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten!

Wir befinden uns in der der Bahnhofsstraße in Bremen. Ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs hat dort am 1. September der Katzentempel nun auch hier im Land Bremen eröffnet. Unter der Leitung von Kerstin Jachens wird hier eingeladen, um mitten in der Stadt einer der gefährlichsten Tierarten ganz nah zu kommen: verschmusten Hauskatzen…

Es ist eine perfekte Lage – direkt am Bahnhof, in der Nähe der Innenstadt – und schaut man von der Straße durch die Schaufenster sieht es erstmal unscheinbar aus. Die grüne Schrift des Restaurants verrät den Namen ,,Katzentempel Restaurant“, warme Lichter scheinen nach draußen und schließlich gehe auch ich durch die Doppeltür des Eingangs. Man betritt einen kleinen Vorraum aus Glas und gelangt durch eine weitere Glastür in einen hellen offenen Raum. Alles ist neu eingerichtet und es ist eine aufgelöste Tischordnung im ganzen Raum erkennbar. Wie schon auf der Straße wird man von warmen gemütlichen Lichtern begrüßt und sofort fühlt man sich wohl. Der Blick wandert von den Tischen und Stühlen an die Decke und zu den Wänden, wo Kratzbäume sowie eine ganze Kletterlandschaft gebaut wurde. Denn auf eins wurde hier bis ins Detail geachtet, nicht nur für Mensch wurde hier für Einrichtung gesorgt, sondern auch für Tier. Wenn nicht sogar viel mehr. Soweit das Auge reicht, sieht man Schlafplätze, Versteck- sowie Klettermöglichkeiten. Ein paar Schritte durch den Laden und man merkt, es ist für alles gesorgt. Doch die Hauptattraktion fehlt bisher… In der Mitte des Raumes werde ich empfangen und zu freier Platzwahl aufgerufen. Der nächste Blick geht zu der Treppe, denn dort befindet sich ebenfalls eine Etage mit weiteren Sitzmöglichkeiten für die Gäste. Ein Highlight ist hier die offene Küche, bei der man den engagierten Mitarbeitern zuschauen kann, wie Essen und Getränke zubereitet werden. Direkt in der Mitte setze ich mich mit meiner Begleitung an einen freien Tisch und entdecke die ersten Bewohner des Restaurants…

Ob unter oder auf den Tischen und Stühlen, zwischen den Beinen oder auf dem Schoß, sie scheuen sich wenig vor Menschen und genießen geradezu die volle Aufmerksamkeit der Gäste. Schwierig sich dann noch auf die Bestellung zu konzentrieren, merke ich, als die Bedienung mich bereits nach den Getränken fragt. Doch dem verständnisvollen Gesichtsausdruck nach, scheint man hier schon daran gewöhnt zu sein. ,,Nicht von den Katzen eingenommen zu werden, ist tatsächlich nicht ganz so einfach“, sagt mir die Kellnerin amüsiert. Wir entscheiden uns für das Mittagsangebot, also ein Menü aus Getränk und Sandwich. Auch in der Speisekarte haben alle acht Tempelkatzen einen kleinen Steckbrief zu ihrer Persönlichkeit und Gerichte wie ,,Ca(t)prese Sandwich“, ,,Tiramiezu“ und ,,Der Gestiefelte Kater“ für die kleinen Gäste bringen Abwechslung in den Restaurantbesuch. Doch auch zum Kaffeetrinken und Kuchenessen eignet sich der Katzentempel.

,,Katzentempel“ ist ein Franchise-Unternehmen mit mehreren Sitzen in Deutschland. Der erste öffnete 2013 in München und mittlerweile gibt es 15 Filialen in 14 Städten Deutschlands. Kathrin Karl und Thomas Leidner sind die Gründer der Katzentempel GmbH und wollen mit ihrer Idee etwas Gutes für Tier und Umwelt tun. Alle Speisen sind vegan und alle Katzen stammen aus dem Tierschutz. ,,Wir persönlich finden es widersprüchlich, tierische Produkte neben lebenden Tieren, unseren Tempelkatzen, zu verzehren. Warum die einen lieben und die anderen essen?“. Das ist die Devise der Gründer. ,,Wir sind uns durchaus dessen bewusst, dass eine pflanzliche Ernährung für viele ungewohnt oder vielleicht sogar radikal erscheinen mag. Mit unserer Speisekarte wollen wir zeigen, dass es so nicht bleiben muss.“

Die kurze Wartezeit, in der immer wieder der ein oder andere Vierbeiner an einem vorbei huscht, vergeht schneller als gedacht und schon wird serviert. Alles pflanzlich, frisch und mit der typischen Katzenpfote aus Paprikapulver dekoriert. Die Zeit vergeht viel zu schnell, weil man so viel zu schauen und zu entdecken hat. Trotzdem herrscht natürlich eine ruhige Atmosphäre, um die Katzen nicht zu erschrecken und man hat die Möglichkeit zu entspannen. Zudem bietet der Katzentempel eigenes Merchandise an, welches man online oder auch in jeder Filiale kaufen kann. Darunter bedruckte T-Shirts, Pullover, Jutebeutel, Tassen aber auch Katzenzubehör, wie zum Beispiel Spielzeuge. Für die ganz großen Tempelfans gibt es auch das Patenprogramm. Hier hat man die Möglichkeit, eine Patenschaft für eine Lieblingskatze zu übernehmen und finanzielle Unterstützung, zum Beispiel für anfallende Zahn-OPs und Untersuchungen, zu leisten.

Der Besuch ist ein Rundumpaket: Ob man eine Auszeit aus dem Alltag braucht, Abwechslung von Eindrücken sucht oder einfach wieder Nähe zu liebevollen Tieren braucht. Der Katzentempel ist ein Ort für alt und jung, zum Verweilen und zum Erleben. Doch am wichtigsten ist: Hier schätzt man sogar die kleinen Dinge und lernt wieder zu genießen, dass die Welt draußen manchmal doch nicht so gefährlich ist, wie man denkt.

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