Die Arbeit eines Erziehers

Moin!
Spätestens am Ende der Schullaufbahn muss sich jeder mit der Frage beschäftigen, was nach
der Schule kommen soll. Beginnt man eine Ausbildung, geht man an die Universität oder
macht man doch erstmal eine Pause, um nochmal richtig durchzuschnaufen, bevor der Ernst
des Lebens beginnt. Viele von euch mussten sich auch schon Gedanken über diese Thematik
machen und sind auch schon mit der Berufswelt, aufgrund von Zukunftstagen oder auch des
Praktikums in Jahrgang 11, in Kontakt gekommen.
Im Rahmen des Themas „Vielversprechende Jobs für die Zukunft“ für den Schülerblog des
Max-Planck-Gymnasiums wird das folgende Interview von den Schülerzeitungsjournalisten
Jona Gabriel, Florenz Richter und Jark Dehn mit der Erzieherin Saskia, die in einer Krippe
arbeitet, durchgeführt, um euch den notwendigen aber auch unterbesetzten Job des Erziehers
näherzubringen:


Was macht ein Erzieher grob zusammengefasst überhaupt?
Die Aufgabe von Erziehern ist es, die Kinder zu bilden und zu erziehen. Also im Endeffekt zu gucken,
dass jedes Kind die bestmöglichen Chancen hat, um fit für die Schule und für das gesellschaftliche
Leben zu werden. Dabei gibt es halt unterschiedliche Bildungsbereiche, die wir jeden Tag abdecken
müssen, wozu beispielsweise Bewegung und Naturwissenschaft gehören. Bei uns würde noch das
religionspädagogische Profil hinzuzählen, weil wir eine kirchliche Einrichtung sind.
Können sie uns noch ein paar konkrete Beispiele nennen?


Natürlich, denn es kommen noch ganz viele andere Dinge hinzu. Man leitet Praktikanten an, um neue
potenzielle Kollegen zu bekommen. Es geht auch darum, die Eltern der Kinder zu unterstützen. Es
wird mit Familienhelfern zusammengearbeitet, die vom Jugendamt in Familien geschickt worden
sind, damit die Kinder in der Familie bleiben können und die Eltern fit gemacht werden (im Thema
Erziehung). Auch wenn Kindeswohlgefährdung im Raum steht, arbeite ich mit anderen Einrichtungen
zusammen. Hinzu kommt die Eingewöhnung, in der neue Kinder in die Krippe kommen. Diese müssen
sich natürlich zunächst an uns selbst, den Erziehern, sowie an die Räumlichkeiten, den neuen
Tagesrhythmus und an die anderen Kinder gewöhnen. Auch wird für jedes einzelne Kind eine
Entwicklungsdokumentation angelegt, die die Lernfortschritte dokumentiert.

Wie sieht denn so ein typischer Tagesablauf bei ihnen zusammen gefasst aus?
Am Morgen bringen die Eltern ihre Kinder zwischen 8:00 Uhr und 8:30 Uhr in die Krippe und wir
begrüßen die Kinder und Eltern. Dann werden Dinge geklärt, die wir alle wissen müssen, um gut
durch den Tag zu kommen, wie z.B. wie die Nacht des Kindes war. Dies ist natürlich wichtig, da die
Krippenkinder ja noch nicht selbst so viel erzählen können. Dann gehen wir mit den Kindern ins Spiel.
Um ungefähr 8:45 Uhr machen wir einen Morgenkreis, wo wir uns alle begrüßen und gucken, wer da
ist und was ansteht; dann gibt es ein Frühstück für alle. Anschließend gibt es Freispiel. Jedes Kind
wird gewickelt. Wir können herausgehen oder auch drinnen was machen. Manchmal unternehmen
wir auch Ausflüge. Danach kommt das Mittagessen, gefolgt von einem Mittagsschlaf. Später wird
nochmal ordentlich gespielt und eine Teepause gemacht, bis die Eltern kommen. Dort berichten wir
dann auch, was gemacht worden ist bzw. was so passiert ist, damit die Eltern ebenfalls mit ihren
Kindern ins Gespräch gehen können.


Welche Fähigkeiten sollte ein Erzieher mitbringen, um diesen Alltag bestmöglich zu
bewältigen?
Wichtig ist es, dass man Augen und Ohren jederzeit offen hält. Sprich, dass man alles um sich herum
mitbekommt und trotzdem sich auf eine Sache konzentrieren kann. Hinzu kommt, dass man
strukturiert und organisiert sein muss und das nötige Selbstvertrauen haben sollte, um Probleme
anzusprechen. Mit einer der wichtigsten Eigenschaften ist noch die Geduld.
Was macht Ihnen an Ihrer umfassenden Arbeit persönlich Spaß?
Auf alle Fälle die Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten und immer wiederzusehen, was sie alles
Neues lernen. Und in der Krippe ist es wirklich so, dass man das auch wirklich elementar sieht, wie
z.B. die Kinder anfangen, ihre ersten Worte zu sprechen, lernen zu laufen und zu hüpfen. Mit der Zeit
kommt immer wieder was dazu und ich darf immer ganz hautnah dabei sein. Das macht auch meiner
Meinung nach den Reiz an dieser Arbeit aus.


Wo kann man überhaupt als Erzieher arbeiten?
Ich persönlich arbeite ja in einer Kindertagesstätte. Dies sind Einrichtungen, wo Kinder im Alter von 0
bis 10 Jahren betreut werden, wozu auch noch der Hort gehört. Als Erzieher kann man aber auch im
Heimbereich oder in stationären Unterbringungen von Kindern und Jugendlichen, die nicht mehr zu
Hause leben können, arbeiten. Auch sind Erzieher in Freizeiteinrichtungen, wie zum Beispiel hier in
Delmenhorst die Villa Kunterbunt, als auch im Seniorenheim tätig, wo sich dann um die
Freizeitgestaltung gekümmert wird und es Angebote gibt.


Kommen wir nun zu einer sehr wichtigen Frage, die wahrscheinlich auch viele der Leser und
Leserinnen interessieren wird: Was verdient man so ungefähr als Erzieher?
Die Bezahlung richtet sich nach den Tarifgruppen des öffentlichen Dienstes und da gibt es bestimmte
Tabellen. Hierbei geht es beispielsweise danach, ob man erst Berufsanfänger oder ob man schon
länger in dem Beruf tätig ist. Mit der Zeit wird sich das Gehalt automatisch erhöhen.


Zum Schluss noch eine wichtige Frage: Wie wird man eigentlich Erzieher?
Menschen, die von der Schule kommen, wechseln zu einer Fachschule und müssen dort erstmal zwei
Jahre Sozialassistenz, gefolgt von einer zweijährigen Erzieherausbildung, machen. Dies unterscheidet
sich aber auch zwischen den Bundesländern. Heutzutage ist es auch so, dass man zunächst einmal ein
Jahr lang in einer Einrichtung eine Gruppe begleiten kann, um dementsprechend erstmal zu gucken,
ob der Beruf einem Spaß macht.
Vielen Dank für das Interview, als auch Ihre ausführlichen Antworten.
In den heutigen Zeiten ist es auch leider so, dass der Fachkräftemangel ebenfalls den
Erzieherberuf betrifft. Neuen Analysen der Bertelsmann-Stiftung nach, wird prognostiziert,
dass uns bis 2030 mehr als 230.000 Erzieher fehlen würden, da es einerseits zu wenig
Berufsschullehrer geben werde, die dann ausreichend Menschen ausbilden würden und es
sich halt auch einfach zu wenig Quereinsteiger finden lassen würden, die dann auch jeweils
dementsprechend qualifiziert sein müssten. Deshalb werden vor allem hier händeringend
nach neuen Fachkräften gesucht.


Weitere Informationen findet ihr beispielsweise hier:
Erzieher Ausbildung: Infos & freie Stellen
Der Beruf Erzieher*in – Einblick in die Aufgaben und Anforderungen (euroakademie.de)

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