Interview mit Frau Reimer zum Thema Schulstress 

Fühlst du dich oft niedergeschlagen und matt? Hier findest du Tipps und Tricks, die dir vielleicht bei Schulstress helfen können.

Man hört immer wieder, dass viele junge Menschen sich v.a wegen der Schule, stark unter Druck setzten. Doch kann uns Stress nicht eigentlich zu besseren Noten oder Leistungen führen? Was genau macht den Schulstress für Schüler so gefährlich? 

Unter anderem diese Fragen haben wir Frau Reimer, aus dem Beratungsteam unserer Schule, gestellt. 

Kann uns Stress zu besseren Noten oder Leistungen führen?

Grundsätzlich, in Blick auf die Geschichte des Stresses, ist Stress erst einmal etwas Gutes.  Stress wird als körperliche Reaktion auf ein unvorhersehbares Ereignis gesehen. In dem ersten Moment wird unsere Aufmerksamkeit sowohl psychisch als auch physisch geschärft, sodass man Gefahrensituationen wahrnimmt und auch schnell reagieren kann. In Klausuren ist es grundsätzlich nicht schlecht, wenn man einen gewissen Stress verspürt, da man durch die vermehrte Aufmerksamkeit und durch den Fokus, bessere Leistungen erstreben kann.   

Ab wann wird Schulstress gefährlich/ problematisch?

Stress wird durch die eigene Bewertung zu einem negativen Stress. Wenn man ein Ereignis als höchst beängstigend und respekteinflößend bewertet, so entsteht die erste „Alarmstufe“, so Frau Reimer.  Stress wird häufig mit Angst und Anspannung verbunden. Wenn einen dies über einen längeren Zeitraum belastet und einen Großteil des Alltags beansprucht, dann wird es problematisch und der Stress endet in psychischen und physischen Problemen. 

Warum sind Schüler gestresst?

Permanent werden Anforderungen an die Schüler gestellt, die schwer zu bewältigen sind. Eine bestimmte v.a. negative Haltung bzw. eigene Bewertung einer Situation macht den Stress zu einem negativen Stress.  

Wie kann man diese schulischen Anforderungen „lockerer“ sehen?

Zunächst ist die Selbstwahrnehmung sehr wichtig. Man sollte sich regelmäßig, mindestens einmal in der Woche, im Alltag Zeit für sich selbst nehmen.  

Dabei sollte man alles abschalten und etwas unternehmen, was einem gut tut.  

Die eigene Psyche und den Körper sollte man wahrnehmen und sich selbst die Frage stellen: „Wie geht es mir?“. Die Antwort soll man nicht (negativ) bewerten. 

Frau Reimer hebt hervor, dass die Lenkung der Wahrnehmung sehr zentral ist. Viele Menschen gehen immer von dem Schlechten aus. Frau Reimer betont, dass es dann auch schlecht wird. 

Mit einem gesunden Selbstbewusstsein, einer positiven Einstellung und mit einer guten Vorbereitung soll man eine Situation z.B. einer Klausur begegnen. Folglich wird die Situation ein gutes Ende finden. 

Wie kann man damit umgehen, wenn der Druck der Lehrer oder der Eltern zu viel wird?

Frau Reimer betont, dass man sich vor Augen führen soll, dass ein Lehrer nur die Leistungen bewertet. Als Beispiel wird eine Inhaltsangabe im Fach Deutsch angeführt. 

Der Lehrer bewertet nur die Leistung der Inhaltsangabe und nicht die Person, die etwas vielleicht nicht kann. Der Austausch mit den Lehrern ist sehr wichtig.  

Bei der Notenbesprechung kann man den Lehrer fragen, was mit der Kritik gemeint ist.  

Durch diesen Austausch vermeidet man, dass man einen eigenen „Interpretationsspielraum“ hat. Das bedeutet, dass man es vermeidet die Kritik auf sich selbst zu beziehen. Zudem soll man den Lehrern verdeutlichen, wenn es zu viel wird.  

Frau Reimer erläutert, dass häufig ein „Gehorsam“ zu den Lehrern entsteht. Das heißt, dass die Schüler alle Aufgaben machen, denen man Ihnen aufgibt.  Dabei bemerkt man nicht, dass es einem schlecht geht.  

Demnach ist es wichtig, dass es einem selbst gut geht, da man auch nur so gute Leistungen erbringen kann. 

Frau Reimer hebt hervor, dass es nicht so schlimm ist, wenn man mal einen Hausaufgabenstrich bekommt, die Hauptsache ist jedoch, dass es einem selbst gut geht. 

Zudem ist es wichtig mit den Eltern, über Gefühle und Gedanken, ehrlich zu sprechen.  

Wie kann man damit umgehen, wenn man als „Streber“ in der Klasse dasteht?

Bei diesem Thema erklärt die Beratungslehrerin, dass der Druck, sich untereinander zu vergleichen, sehr groß ist. Hierbei sollte betont werden: Jeder hat unterschiedliche Stärken und Schwächen und das macht einen Menschen einzigartig! 

Wenn man von jemanden in die „Streberecke“ gedrängt wird, so soll man diesem sagen, dass man sich durch seine Bezeichnung verletzt fühlt. 

Wenn es allerdings überhandnimmt, so soll man ein Gespräch mit dem Lehrer aufsuchen.  

Wie kann man über psychische Krankheiten sprechen?

Zunächst hebt Frau Reimer hervor, dass es sich z.B. bei Depressionen um eine normale Krankheit handelt, die auch wie eine solche zu behandeln ist. Als Beispiel wird, angeführt: Wenn Jemand Magen-und Darm hat, so sagt man zu dieser Person nicht: „Jetzt reiß‘ dich doch mal zusammen!“ Sondern man wünscht dieser gute Besserung und fragt zum Beispiel, ob man etwas für die Person tuen kann. So soll man auch über psychische Krankheiten sprechen. Es kann helfen, mit vertrauten Personen zu sprechen z.B. mit Eltern, Lehrern oder mit dem Beratungsteam der Schule.   

Gibt es (kurzfristige) Tipps, die bei Schulstress helfen können?

Hierbei meint Frau Reimer, dass jeder unterschiedlich ist und somit die Tipps unterschiedlich stark helfen würden. 

Als Ideen führt die Beratungslehrerin an, dass man zum Beispiel Wut Bälle kneten kann, Atemübungen (z.B. dreimal/fünfmal oder achtmal durch die Nase einatmen und wieder ausatmen) machen kann, man kann sich auch kurz hinsetzten und überlegen, wo die Füße den Boden berühren oder wo die Hände den Stuhl berühren, um die Konzentration kurz auf etwas anderes als auf den Stress zu lenken,  

man kann ebenfalls alle roten Dinge im Raum zählen, nach draußen schauen und anfangen die Blätter zu zählen, frische Luft schnappen, etwas trinken oder den Stress abschütteln. Als Beispiel führt Frau Reimer an:

Man soll in der Schule eine Präsentation halten, aber fühlt sich kurz vorher noch nicht bereit. Dies erklärt man dem Lehrer und geht einmal auf die Toilette, um den Stress abzuschütteln. Jetzt ist man bereit für die Präsentation. 

Vielleicht geht man noch einmal nach der Stunde zu dem Lehrer, um diesem die Situation zu erläutern. 

Ihr seht, dass Stress in Klausuren durchaus positiv sein kann und uns zu besseren Leistungen bringen kann, allerdings darf der Stress euch nicht zu stark belasten. Wird der Körper über einen längeren Zeitraum unter Stress gesetzt, dann kann dies körperliche oder psychische Folgen nachsichziehen. Solltet ihr das Gefühl haben, dass ihr selbst nicht mit dem Stress umgehen könnt, dann sprecht zum Beispiel mit euren Eltern oder Lehrern und sucht euch Unterstützung. Bei uns an der Schule gibt es das Beratungsteam (Frau Reimer, Frau Kilian, Frau Deeken und Herr Schulenkorf), die euch bei privaten oder schulischen Schwierigkeiten weiterhelfen können. Es gibt aber auch die Nummer gegen Kummer, bei der ihr kostenlos und anonym anrufen und über eure Probleme sprechen könnt. Wir haben ein Interview mit der Nummer gegen Kummer geführt und euch hier (Link) alle wichtigen Informationen zusammengestellt. Frau Reimer führt die psychologische Beratungsstelle in Delmenhorst, als weitere Möglichkeit an, an die man sich wenden kann. Es ist sehr wichtig, dass es euch gesundheitlich selbst gut geht! 

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