Interview mit Frau Jelting

,,Wofür mache ich diesen Scheiß hier eigentlich?“ – Gesprächsstunde mit Frau Jelting: Wie ticken Lehrkräfte?

Bitte stellen Sie sich als Erstes vor.

„Ich bin Pia Jelting. Ich unterrichte jetzt seit etwas mehr als 1,5 Jahren am Max-Planck-Gymnasium mit Mathe und Werte&Normen.“

Wie kamen sie auf den Beruf der Lehrerin?

„Ich wollte schon immer irgendwie mit Menschen zusammenarbeiten und das hat sich auch so über die Schuljahre weiter gezeigt, dass das mein Weg sein soll. Und dann hatte ich einen sehr coolen Mathelehrer in Jahrgang 10. Ich habe noch nach 12 Jahren Abi gemacht und er hat bei mir den Spaß an Mathe geweckt. Und dann war klar: Okay, Mathe muss auch irgendwie in den Job mit rein. Dann habe ich erst überlegt, ob ich komplett Mathe studiere und einfach Mathematikerin werde. Das war mir aber deutlich zu wenig mit Menschen, das ist ja doch ein sehr einsamer und theoretischer Job. Und dann habe ich mir gedacht: probierst du doch mal Lehramt aus. Ich habe schon immer Nachhilfe gegeben seit der 10.Klasse bis fast ganz zum Schluss meiner Ausbildung und genau so kam das.“

Hatten Sie auch schon von klein auf im Kopf, Lehrerin zu werden?

„Nicht von ganz klein, aber so mit 15-16 Jahren kam es das erste Mal auf. Vorher habe ich so an die klassischen Sachen von Tierärztin über Architektin, was man sich so überlegt, gedacht. Aber an Lehrerin mit 15 Jahren ungefähr.“

Wären Sie keine Lehrkraft geworden, was würden Sie dann sein?

„Dann wäre ich persönliche Assistentin. Ich liebe so Organisations-Kram, insbesondere für andere und nicht für mich. Ich glaube, dass ich dann Sekretärin, persönliche Assistentin, irgendwie sowas in die Richtung geworden wäre.“

Was ist das Stressigste am Lehrer-Sein bzw. das Beste?

„Das Stressigste, würde ich sagen, sind die Klausurenphasen, wo man zum eigentlichen Unterricht noch 2-3 Sätze Klausuren liegen hat, die man auch irgendwie wegarbeiten muss. Insbesondere weil man einfach nicht mehr klassische Arbeitszeiten von 8-16 Uhr hat und was da nicht fertig ist, wird halt morgen früh gemacht. Sondern die Klausuren müssen dann halt fertig sein oder der Unterricht muss vorbereitet sein und dann muss man im Zweifel an die eigene Freizeit, den eigenen Abend oder was auch immer gehen. Das ist aber natürlich gleichzeitig etwas echt Schönes, dass man selber entscheiden kann, wie die Arbeitszeit aussieht. Dass ich sagen kann: Gut, ich komme um elf Uhr aus der Schule, wenn ich mal nach der 4. Stunde Schluss habe und dann mache ich auch erstmal drei Stunden gar nichts. Und dann gehe ich im Zweifel abends nochmal dran. Oder ich habe keinen Bock, Freitagnachmittag zu arbeiten, dafür arbeite ich sonntags. Das ist ein Vorteil, aber das Schönste ist und bleibt die Arbeit mit Jungendlichen, weil das einfach… Ja, das macht mich einfach glücklich, das macht Spaß und es ist spannend, mit so vielen klugen Menschen zusammenzuarbeiten. Mal mehr, mal weniger *alle lachen*, gebe ich zu, aber im Großen sind es einfach viele Individuen und die kennenzulernen, mit denen Gedanken zu entwickeln, es ist einfach cool.“

Und haben sie insgeheim einen Lieblings- bzw. Hassschüler?

„Ehm, neeeeiiinnn… *alle lachen*. Doch, klar, da kommt man nicht rum. Wir sind alle Menschen, die hat man mit Sicherheit, aber man lernt auch, damit umzugehen und das nicht nach außen zu tragen und vor allem, das nicht in die Benotung einzubeziehen. Da merkt man dann relativ schnell an sich selber: Wen finde ich jetzt vielleicht sympathisch und bei wem denke ich mir ‚ach komm, dreh dich um‘. Aber man schafft es da trotzdem, in die Reflektion zu gehen, um dann nicht unfair zu werden.“

Bevorzugen Sie es, früh in die Schule zu gehen und früh aufzuhören oder spät hinzugehen und spät aufzuhören?

„Grundsätzlich bin ich Frühaufsteherin, das heißt ich mag gerne früh anfangen und früh aufhören. Ich habe tatsächlich dieses Jahr einen grandiosen Stundenplan und montags immer erst zur 5. Stunde, sodass ich dann trotzdem montags morgens früh anfangen, alles Mögliche an Organisations-Krams abarbeiten kann, aber dann trotzdem nach der 6. Stunde Schluss habe und entscheiden kann: Was muss noch gemacht werden und was nicht? Aber tendenziell fange ich lieber früh an, als dass ich nachmittags arbeite.“

Kaufen Sie lieber Essen in der Cafeteria oder nehmen Sie selber etwas von zuhause mit?

„Ouh, das ist schwer *Frau Jelting lacht*. Ich bin faul, ich kaufe lieber was in der Cafeteria. *alle lachen*.“

 Kaufen Sie jeden Tag etwas? Oder gibt es ein paar Tage, an denen Sie höchstmotiviert sind und sich was von Zuhause mitnehmen?

„Der Montag ist der gute Tag, wo ich es sozusagen schaffe, mich vorzubereiten. Ja doch, es gibt gute und schlechte Tage. Also der Dienstag, da bin ich den ganzen Tag hier, da weiß ich: Früher oder später bin ich bei Frau Schröder *alle lachen*.“

 Was kaufen Sie sich am liebsten?

„Das Roggenbrötchen mit Tomate-Mozzarella. Das war mal eine einfache Frage *Frau Jelting lacht*.“

Und wie sehr gefällt Ihnen ihr Beruf auf einer Skala von eins bis zehn?

*Jelting atmet tief ein*

Jetzt gerade?

„Jetzt gerade? *überlegt* Mhhhmmm, solide acht Komma fünf. Ich habe gerade Stress, ich muss viel arbeiten, aber grundsätzlich ist es mein Traumberuf.“

Gab es Zeiten, zu denen Sie sich dachten „Warum bin ich Lehrerin geworden“?

„Ja, aber nur sehr punktuell. Also das Referendariat war so eine Zeit, die extrem war, weil man da unter enormem Prüfungs- und Beobachtungsdruck steht. Man wird in Alnatur bewertet, auch wenn immer so getan wird, als würde es ein Beratungsgespräch sein oder so. Das ist Quatsch. Und das Problem, das ich dort hatte, war, dass es einfach so essenziell ist. Es ging da um meine Karriere und mein Leben. Und dann ständig so bewertet zu werden, das ist herausfordernd, weil man dann die Kritik nicht immer verstanden hat, nicht immer einverstanden war. Das waren es Momente, in denen ich dachte: Wofür mache ich diesen Scheiß hier eigentlich? Und dann ist man aber am nächsten Tag in die Schule gekommen und hatte eine Gruppe, wo ein paar Lieblingsschüler*innen drinne waren, man hat gearbeitet und gedacht: Ja, genau dafür mache ich das.“

Zum Beispiel unseren Werte und Normen-Kurs?

„Zum Beispiel der Werte und Normen-Kurs in zwölf, aber die Zehn a vor zwei Jahren war schon auch cool, muss ich sagen *alle lachen*.“ 

Hätten Sie vielleicht noch ein Schlusswort?

*überlegt* „Werdet alle Lehrerin, wir brauchen gute Leute, auf gehts! Vielen Dank für eure Fragen!“

Interview von Ravza Topal und Loreen Ertel, Jg.12

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